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Thunderhawk: Operation Phoenix

geschrieben von Marcus Reichle

Hersteller: Eidos / Core Design
Genre: Action-Simulation
System: PlayStation2, PAL-Version
Besonderheiten: Memory Card (mind. 100kb)
USK (ESRB): ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Eidos

Legenden leben länger: Wer sich noch im Jahre 1995 an das Mega Drive-CD erinnern kann, der wird sich sicherlich auch an die Kampfhubschrauber Thunderhawk erinnern, eines der ersten 3D-Spiele mit bunter Pixel-Welt.

Nach einem Ausflug auf den Saturn und PSone ist der betagte Apache nun auch auf dem aktuellen PlayStation-Schlachtschiff eingetroffen und sorgt für mächtig Wirbel:

Thunderhawk ist nicht nur irgendein Fluggerät, nein, er ist der "Airwolf" in der Helikopterfamilie; eine regelrechte Kampfmaschine mit brachialen Argumenten und ein wahres Multitalent in Sachen Einsatzgebiet.

Diese militärische Bestie ist von nun an Euer neuer Arbeitsplatz, der Euch einiges abverlangen wird:

Weltweiter Terror!
In 4 verschiedenen Kampagnen werdet Ihr in die Krisengebiete Alaskas, des Mittleren Osten, Osteuropas und Afrikas entsandt und müsst jeweils in 5-8 Unter-Levels (insgesamt 26 Einsätze) zeigen, dass Ihr Euer kriegerisches Handwerk versteht. Ist der Einsatzort gewählt, wird man mit deutschem Text und Sprecher kurz in die länderspezifischen Hintergründe eingeführt. Die an realen militärischen Feldzügen orientierten Einsätze konfrontieren Euch in eine höchst brisante Ausgangssituation: In Nord-Botswana wird eine Bürgerrechtsbewegung von Terroristen angegriffen und der Anführer der Freiheitsbewegung als Geisel genommen. In Nordalaska ist der Funkkontakt zum heimatlichen Stützpunkt abgebrochen und ein Schiff mit Abschusscodes zum Abfeuern von Satellitenraketen ist wie von Geisterhand vom Radarschirm verschwunden, ein Terror-Akt liegt ebenfalls nahe. In allen Ländern gilt es sich der terroristischen Herausforderung zu stellen und die üblen Machenschaften mit allen Mitteln zu verhindern.

Jede der Kampagnen wird interessant aufgebaut, da die Background-Geschichte in den zusammenhängenden Missionen weitergesponnen wird. D.h. wurde ein Level erfolgreich beendet, trifft man stets in einem alliierten Stützpunkt ein und wird anschließend in einem Briefing anhand einer virtuellen Karte über die nächsten Einsätze anschaulich informiert.

Man beginnt daher die neue Mission an der Stelle, die zuvor noch Kriegsschauplatz war, jedoch wieder mit voller Panzerung und neu bestückten Munitionsvorrat. Die Aufträge werden aber nicht durch Eure Leistungen beeinflusst – es sind somit keine dynamischen Kampagnen –, sie verlaufen linear. Ein konkreter Auftrag gestaltet sich beispielsweise in der Weise, dass ein US-F117 Tarnkappenbomber durch einen Blitzschlag in Feindesland abgestürzt ist. Der Pilot der Maschine konnte zum Glück rechtzeitig die Reißleine seines Schleudersitzes ziehen und seine Haut retten. Nun gilt es erst einmal die Vorhut für 2 große Transporthubschrauber zu bilden, welche die kritischen Instrumente aus dem teilweise noch intakten Kampfflugzeug bergen sollen.

Die richtige Waffe am Flügel ist die halbe Miete
Nach der ausführlichen Einsatzbesprechung geht's an die richtige Waffenwahl: Die Primärwaffe bildet eine Chaingun, die es in drei Ausführungen gibt. Je dicker die Wumme, desto größer ist natürlich auch ihre Durchschlagskraft. So ist die zwar langsame 50mm Bordkanone mit 420 Schuss pro Minute der 8mm Kanone mit 1800 Schuss in Sachen Geschwindigkeit offensichtlich unterlegen, jedoch durchsiebt der große Otto jede Titan-Panzerung mit nur wenigen Feuerstößen. Als Sekundärbewaffnung steht Euch dann die ganze Palette an Flugkörpern zur Verfügung. Angefangen von der sehr nützlichen Mehrzweckrakete "Firestorm", die automatisch ihr Ziel anloggt und sowohl Fahrzeuge und Flugzeuge mit nur einem Treffer vernichtet. Aber auch die ungelenkten "FFAR"-Rockets haben ihren Zweck, da man von diesen gleich ein ganzes Pack mitbekommt (60 Stk.) und auch mit ihnen großen Schaden anrichten kann.

Mavericks (Bodenraketen), Ravens (Torpedos), Luft-, Antirollfeld-Minen und noch einige mehr; sie gehören aber eher zu den Exoten in Eurer Waffenkammer. Wer mit der Bestückung der Waffensysteme Probleme hat, kann auch über eine Auto-Funktion den Heli-Esel mit bis zu 3 Arten von Raketen und dem Bordgeschütz von alleine bepacken lassen.

Pilotenstunden
Die darauffolgende Ladepause schaufelt nun die ersehnten Daten für das Spielgeschehen in den CPU-Speicher und man befindet sich sogleich im einsatzbereiten Thunderhawk. Mit dem linken Analog-Stick wird der Sink- bzw. Steig-Flug und die Drehung eingeleitet. Der rechte Stick lässt den Stahl-Vogel Vorwärts/Rückärts und seitlich fliegen. Hört sich einfach an, ist jedoch ein etwas Übungssache bis man alle Lenk-Manöver, die mit solch einem Hubschrauber möglich sind ordentlich hinbekommt. Diese sind nämlich von essenzieller Bedeutung, da Euch Flugabwehrgeschütze, Panzerbrigaden oder feindliche Hubschrauberkommandos mit unzähligen Wärmelenkraketen unter Beschuss nehmen. Habt deshalb ständig ein wachsames Auge auf den rechten oberen Bildschirmrand, denn hier befindet sich Euer Radar-Gerät.

Feindliche Einheiten erscheinen dort als rotes und gelbes Objekt, verbündete Streitkräfte als grüne Punkte. Desto höher man über das Gelände fliegt, desto größer ist die Radar-Reichweite. Diese Sightseeing Flugart sollte möglichst nur in Einsätzen erfolgen, wenn es z.B. einen Konvoi oder Lufttransporter unter Zeitdruck zu beschützen gilt, da auch Ihr gleichzeitig auf dem feindlichen Radar erscheint.

Unter Beschuss
Die Folge ist, dass Euch ein immer schnellerwerdender Piep-Ton anzeigt, dass da etwas im Anmarsch ist, der Blick aufs Radar und der bestätigende Funk-Spruch Eures Co-Piloten: "Rakete-abgefeuert" identifizieren einen Flugkörper der Kurs auf Euch genommen hat. Da heißt es warm anziehen und schnell noch eine Missile abfeuern und mit einem gewagten Sinkflug dem feindlichen Geschoss ein Schnippchen schlagen. Hab Ihr das Manöver gut getimet, zischt das Teil über Eurem Rotor hinweg und schlägt in das Gelände ein. Ein weiterer großer Vorteil der Multi-Rakete "Firestorm" ist, dass man gleich mehrere Ziel nacheinander anvisieren kann (mit dem Kreis und X-Button) und jedesmal mit einem Volltreffer rechnen darf – diese Funktion ist goldwert.

Ansonsten sollte man eher den Tiefflug anstreben, da die Terroristen-Einheiten stets in massiver Überzahl sind und manchmal gar kein Ende nehmen. Schnell sind da alle Großkaliber abgefeuert, jetzt hilft nur noch die Bordkanone als letze Ressource. Denn bei dieser kann man sich über einen unendlichen Munitionsvorrat freuen. Außerdem ist sie kinderleicht zu bedienen, da sie ebenfalls über eine automatische Zielsuchfunktion verfügt und auch bei ungünstigen Flugwinkel immer voll auf das anvisierte Ziel hält. Nur beim Einsatz gegen einzelne Soldaten muss man sie manuell bedienen – Tipp: X und 0-Button gleichzeitig drücken damit das Auto-Zielerfassung-System ausgeschaltet wird, was leider nicht im Handbuch vermerkt ist.

Natürlich hat dieser treue Gefährte auch seine Schwächen, denn bei lang andauernder Feuerrate ist schnell mit einer Überhitzung des Geschützes zu rechnen; dies gilt es durch kurze Feuerstöße zu vermeiden, da sie sich sonst einfach eine Abkühlungspause gönnt. Militärwaffen sind ja bekannt dafür, dass sie unter allen Witterungsverhältnissen funktionieren müssen, so auch in Thunderhawk: Es werden immer unterschiedliche Tages- und Wetter-Zeiten simuliert. Vom eindrucksvollen Blitzgewitter mit Schattenwurf in der osteuropäischen Gebirgslandschaft oder den Nebel verhangenen Weiten Nordalaskas trefft Ihr auf alle erdenklichen Wetter-Konstellationen - kritisch sei aber angemerkt, dass eine ständige, jedoch erträgliche Nebelfront im Zuge einer konstanten Bildrate vorherrscht. Nachteinsätze werden mit Infrarot Unterstützung geflogen, dabei wird sogar das Bild-Rauschen imitiert, welches für zusätzliche Authenzität sorgt.

Adlerauge
Zwar sehen die hochauflösenden Kriegs-Szenarien auf den ersten Blick ziemlich karg aus, betrachtet man sich jedoch einmal die vielen kleinen Details der Umgebung mit Falkenaugen, ist man schnell verzückt. Durch einen eingebauten MG-Sniper-Modus, kann man besonders gut die unzähligen Einzelheiten in Augenschein nehmen und erfreut sich an animierten Panzer-Ketten der heranstürmenden Ungetüme, die natürlich eine Staubwolke in der Wüste hinter sich herziehen; oder bis ins kleinste ausgearbeitete Bodentruppen, welche vor Eurer Nase sich gegenseitig Deckung geben um möglichst verlustfrei den Auftrag der Geiselbefreiung durchzuführen. Mit insgesamt 3 wählbaren Ansichten, der EGO-, Cockpit- und Außen-Perspektive habt Ihr zudem immer den vollen Überblick.

Apropos Überblick, dieser wird leider bei Eurem Wingman vermisst, der Euch bei manchen Missionen tatkräftig unterstützt und auf Befehle wie "Greife mein Ziel an", "Waffen entsichern" oder "Formationsflug" hört. Dieser Tollpatsch und gleichfalls seine feindlichen Piloten-Kollegen provozieren nämlich manchmal aus heiterem Himmel einen idiotischen Frontal-Crash und belasten dadurch unnötig Eure 3 kostbaren Continues.

Lass es krachen – Baby!
Um sich die volle Thunderhawk-Dröhnung zu geben, sollte man seine PS2 unbedingt an seine Stereo-Anlage (leider gibt's kein AC3) anschließen: Wow! Die tiefen Bässe des Rotors, die man in der Cockpit-Ansicht verspürt und das trockene Vernichtungs-Gewitter Eurer rotierenden Chain-Gun, gefolgt von ständigen Funksprüchen und eine Hintergrundsbegleitung wie man sie sich hätte nicht besser wünschen können (à la "Predator"), lassen den Spaßfaktor nochmals steigen.

fazit

Heikel ist das Terroristen-Thema aus aktuellem Anlass schon etwas. Nichtsdestotrotz ist und bleibt es nur ein virtuelles Spiel - und zudem ein durchweg gutes Spiel.

Gehorcht einem erst einmal das Fluggerät auf's Wort und lässt man sich nicht von dem wirklich deftigen Schwierigkeitsgrad ins Boxhorn jagend, wird's einem mit schweißtreibender Non-Stop-Action vergolten. Dabei kommt es aber besonders auf ein taktisches Vorgehen an, da man mit blinder Schießwut den sicheren Ablug macht.

Ordentlich Minuspunkte hagelt es für einen missglückten Continue- bzw Spielstandlade-Vorgang und der für den Spieler daraus entstehende Zwangswartepause, die man hätte leicht vermeiden können. Ein Rätsel, das wohl ungelöst bleibt, ist das Verschwinden des noch in aktuellen Werbebotschafen versprochenen 2 Spieler-Deathmatch-Modus.

Trotz dieser Schattenseiten ist dem begabten Core-Team mit Thunderhawk eine durchaus anspruchsvolle Helikopter Action-Simulation gelungen, die einen mit seiner spektakulären Materialschlacht und einer detailverliebten Präsentation der Kulissen beeindruckt.


grafik: 8.0 | sound: 8.0 | gameplay: 8.5 | gesamt: 8.0
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