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Front Mission 3

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Squaresoft
Genre: Strategiespiel
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (min. 2 - 6 Blöcke), unterstützt analoge Controller und Rumble Funktion, englische Texte
USK (ESRB): ab 12 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Eigene Anschaffung

Importfreudige Videospieler schnalzen verzückt mit der Zunge, wenn sie den Namen "Front Mission" vernehmen. Schon zu Super Nintendo Zeiten durften Freizeitstrategen Battlemech-ähnliche Kampfmaschinen in herausfordernde rundenbasierte Scharmützel führen. Mit "Front Mission 3" für die PlayStation bringt Squaresoft erstmals einen Titel dieser Reihe offiziell nach Deutschland.

Wir schreiben das Jahr 2112. Als Student einer technischen Universität in Japan verdient ihr euch ein paar Mücken nebenbei als Wanzer Testpilot. Ihr habt die Ehre, die neuesten Modelle dieser waffenstrotzenden Metallkolosse auf Herz und Nieren zu testen. Schon vor der ersten richtigen Mission müßt ihr eine folgenschwere Entscheidung treffen. Euer Busenkumpel Ryogo fragt euch, ob ihr nicht mal mit ihm kurz weggehen wollt. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, wird einer von zwei verschiedenen Handlungssträngen eingeschlagen, die sich was Örtlichkeiten, Feinde und Verbündete angeht grundlegend voneinander unterscheiden. Es macht also durchaus Sinn, wenn ihr "Front Mission 3" zweimal durchspielt. In beiden Handlungssträngen ist allerdings das Hauptmotiv dasselbe. Im Geheimen haben Militärs aus einer ehemals als Energiequelle gedachten Forschungsentwicklung eine neue gewaltige Bombe gebastelt. Sie hat die Sprengkraft einer Atombombe ohne die verheerenden Strahlungsschäden hervorzurufen. Kein Wunder also, dass diese Waffe ein Objekt der Begierde ist.

Zwei unterschiedliche Handlungsstränge
Bevor es in ein Gefecht geht, müssen erst einmal Informationen gesammelt werden. Unterhaltet euch mit verschiedenen Leuten oder besucht einmal das Internet des Jahres 2112. Hier findet ihr neben den offiziellen Homepages der verschiedenen Militärs, Konzerne und staatlichen Einrichtungen auch den ein oder anderen Hacker, der auf seiner Webseite Passwörter oder wichtige Dokumente feil bietet. Manchmal erreicht euch auch eine E-Mail mit wichtigen Informationen. Wißt ihr danach, wo euch euer nächster Auftrag hinführt, wird es Zeit den eigenen Wanzer und denen eurer Kumpels mal näher auf den Zahn zu fühlen.

Ihr kauft zum Beispiel neue, leistungsfähigere Körperteile für eure Stahlkolosse oder die ein oder andere Wumme. Jeder Wanzer kann je eine Waffe in jeder Hand und auf jeder Schulter tragen. Allerdings weisen die Kampfmaschinen ein Gewichtslimit auf, so dass ihr nicht beliebig Ausrüstung mitschleppen könnt. Neben verschieden hohen Hitpoints wirken sich diverse Körperteile auch auf andere Werte aus. Bestimmte Arme zum Beispiel erhöhen die Trefferwahrscheinlichkeit stärker als andere. Mit einigen Beinen oder Torsen weicht ihr gegnerischem Beschuss besser aus. Wichtig ist auch der "Untersatz" der Maschinen. Mit vier Beinen krabbelt ihr behende über sandiges Terrain, als Hovercraft stellt fortan auch Wasser kein Hinderniss mehr da. Dafür kann letzterer aber keine Höhen, wie Mauern, Container oder Häuser erklimmen, wie es ein zwei- oder vierbeiniger Wanzer vermag.

Welche Waffen hätten's denn gern?
Das Waffenarsenal umfaßt sowohl weitreichende Raketen- und Granatwerfer als auch im Nahkampf einsetzbare Schlagringe, Äxte oder Sporne. Daneben gibt es noch einige Gewehrarten, wie diverse Schrotflinten, Maschinen- oder Scharfschützengewehre sowie einen Flammenwerfer. Natürlich alles in riesiger Ausführung. Achtet auf eine ausgewogene Mischung was die Reichweite angeht. Im weiteren Spielverlauf erwerbt ihr zusätzliche Updates. Neben mehr Hitpoints pusht ihr die Trefferwahrscheinlichkeit eurer Waffen, peppt die Beine der Wanzer auf, um weiter zu laufen oder größere Höhen zu erreichen oder verbessert die Ausweichmöglichkeiten bei gegnerischem Attacken. Außerdem ist es bestimmt kein Fehler, dem ein oder anderen Wanzer ein Schild auf den Arm zu schnallen. Dieser verringert den Schaden, den ihr bei einem Angriff einstecken müßt, zum Teil erheblich. Allerdings kann er nur einige wenige Male zum Einsatz kommen und natürlich nur so lange, bis nicht euer Arm in Stücke geschossen worden ist. Seit ihr noch unschlüssig, ob eure Kampfmaschinen sich in einer Schlacht behaupten können, geht in den Simulator und probt hier den Ernstfall. Als schöner Nebeneffekt sammelt ihr so noch wertvolle Erfahrungspunkte.

Jetzt ist es aber an der Zeit, die vielen Missionen anzugehen. Gekämpft wird in rundenbasierten Gefechten, wie man es von traditionellen Strategiespielen gewohnt ist. Ihr seht die Schlachtfelder von schräg oben. Das Spielfeld ist wie ein Schachbrett in (nicht sichtbare) Felder unterteilt auf denen ihr euch abhängig von der Reichweite, die euch der Wanzer Untersatz erlaubt, bewegt. Die maximale Bewegungsmöglichkeiten werden durch blaue eingefärbte Felder angezeigt. Habt ihr einen gegnerischen Wanzer oder eine andere feindliche Einheit - in euren Scharmützeln begegnen euch zum Beispiel auch diverse Panzerfahrzeuge und Geschütze - dann in der Reichweite eurer Waffen (durch orange eingefärbte Felder angezeigt), heißt es "Feuer frei". Die Aktionspunkte (AP) stehen dabei im Mittelpunkt eurer strategischen Überlegungen. Jede Aktion auf dem Schlachtfeld kostet AP, von denen euch nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung stehen. Nahkampfwaffen oder Schritte auf dem Schlachtfeldern verbrauchen nur wenige AP. Weitreichende Waffen zeigen sich dagegen nicht so genügsam. Wollt ihr später einmal Updates für besseres Ausweichen, weniger Schaden oder höhere Trefferwahrscheinlichkeit einsetzen, müßt ihr bereits vor einem Gefecht dafür AP's reservieren. Diese stehen euch in der darauffolgenden Auseinandersetzung selbstredend nicht mehr zur Verfügung.

Viele Aktionspunke braucht der Wanzer
Je nach verwendeter Waffe werden ein oder mehrere Körperteile des Kontrahenten zufällig unter Feuer genommen. Werden die Arme zerstört, ist natürlich auch die dazugehörige Waffe oder Schild futsch. Wird die gesamte Panzerung der Beine weggesprengt, ist der Wanzer zwar noch nicht zerstört, doch in seiner Bewegungsfähigkeit von nun an stark eingeschränkt. Erst wenn der Torso ins Wanzernirvana eingeht, ist die Kampfmaschine unschädlich gemacht worden. Für jedes zerstörte Körperteil bzw. die Erledigung eines gegnerische Wanzers sackt ihr Erfahrungspunkte in Form von Medaillen für den besseren Umgang mit euren Metallkolossen ein. Zudem erlernt ihr durch den regelmäßigen Einsatz bestimmter Waffen verschiedene "Battle Skills", die euch zusätzliche Vorteile verschaffen. Habt ihr bestimmte Erfahrungswerte erreicht, steigert ihr zusätzlich noch eure maximalen AP.

Mit ein bisschen Glück kann eines von verschiedenen Zufallsereignissen abhängig von der verwendeten Wumme eintreten. Der gegnerische Pilot wird so durchgeschüttelt, dass er sich selbst aus seinem Kampfkoloss katapultiert und erst eine Runde später wieder einsteigen kann. Oder er ist verwirrt und verbraucht mehr AP als unter normalen Bedingungen. Vielleicht kann der Pilot in der nächsten Runde sogar überhaupt nicht mehr agieren und ist Angriffen wehrlos ausgeliefert, weil er völlig benommen ist. Dasselbe kann natürlich auch euch unter feindlichem Beschuss passieren. Habt ihr einen gegnerischen Kampfkoloss stark beschädigt, schwenkt er vielleicht die weiße Fahne. Nehmt ihr ihn dann noch einmal unter Feuer oder kreist ihn mit euren Kameraden ein, gibt er vollständig auf und ihr habt einen Wanzer erbeutet, den ihr fleißig ausschlachten dürft (der gleiche Effekt tritt ein, wenn ihr den Piloten eines Wanzers eliminiert). Laßt ihr ihn aber mehrere Runden unbeachtet, so checkt er nach jeder Runde seine Moral und kommt, wenn ihr Pech habt, zu der Erkenntis, dass er doch noch nicht aufgeben will und führt seinen Wanzer erneut ins Feld.

Auch der Zufall spielt mit
Bei Angriffen auf gegnerische Wanzer ist strategisches Vorgehen das A und O. Verfügt euer Ziel über eine Waffe mit gleicher Reichweite und hat noch genügend AP's übrig, holt er nämlich zum sofortigen Gegenschlag aus. Darum sollte man immer auf einen Reichweitenvorteil aus sein, indem zum Beispiel Kampfmaschinen mit Raketenbestückung Wanzer mit Gewehren aller Art, die eine geringere Reichweite haben, aus maximaler Entfernung ins Visier nehmen. Kampfkolosse, die nur über Nahkampfwaffen verfügen, nehmt ihr bevorzugt mit Gewehren oder Flammenwerfern unter Feuer, wenn noch mindestens ein Feld zwischen den beiden Wanzern liegt. Außerdem solltet ihr immer ein paar Reparatursets in den metallenen Rucksäcken der Kampfmaschinen haben um den ein oder anderen Schaden noch im Feld auszubessern. Auch Projektilnachschub für die munitionslimitierten Raketen- oder Granatwerfer sind anzuraten.

Habt ihr mit allen euren Wanzern gezogen (in einer Schlacht habt ihr meist die Kontrolle über drei bis vier dieser Stahlkolosse) ist der Gegner dran. Werdet ihr ins Visier genommen, könnt ihr euch natürlich auch einen sofortigen Konter fahren, wenn a) der Gegner in Reichweite einer eurer Waffen ist und b) ihr noch genügend AP übrig habt. Verfügt ihr über ein Schild, könnt ihr Angriffe mit diesem abblocken um weniger Schaden einzustecken. Hat auch euer Computergegenüber seine Wanzer alle eingesetzt ist eine Runde beendet. In der nächsten bekommen alle Wanzer maximal 12 neue AP spendiert um auch morgen noch kräftig zubeißen zu können. Sind alle Missionsziele erreicht oder alle gegnerischen Einheiten ausgeschaltet, ist das Gefecht beendet.

Solide Grafik
Optisch wird Hausmannskost geboten. Vor allem die Animationen der Wanzer hätten noch etwas ansehnlicher sein können. Die Schlachtfelder selbst sind grafisch durchschnittlich, da von den Kämpfen abgesehen nicht besonders viel los ist. Allerdings sind Bäume, Container oder Häuser nicht nur schmückendes Beiwerk sondern halten schon mal als Deckung her, da sie gegnerischen Beschuss zum Teil abblocken. Die Unterhaltungen laufen meist vor gerenderten nicht animierten Bildern ab. Am unteren Bildschirmrand wird ein Textfenster eingeblendet, in dem ihr die Äußerungen präsentiert bekommt (leider auch in der deutschen Version nur in englischer Sprache). Neben dem Textfenster poppt ein Passfoto des jeweiligen Charakters auf. Es gibt für fast jede Figur mehrere unterschiedliche Bilder, die verschiedene Gemütszustände zeigen. Die Zwischensequenzen vor und nach den Missionen sind überwiegend in Spielegrafik gehalten. Nur ab und zu begegnen euch FMV Sequenzen auf gewohnt hohem Square Niveau. Zum Sound gibt es nur wenig zu sagen. Außer mehreren Musikstücken, die im Hintergrund abgenudelt werden, und dem zu erwartenden Schlachtenlärm bei Wanzerbewegungen und Waffeneinsatz gibt es kaum was auf die Ohren.

Die Memory Card wird bei "Front Mission 3" ganz schön gefordert. Ein Spielstand verbraucht zwar nur 2 Blöcke, doch ist es damit noch nicht getan. Löblicherweise darf nämlich auch mitten in einem Gefecht abgespeichert werden. Dafür müßt ihr aber noch einmal zusätzlich 4 Blöcke auf der Speicherkarte opfern. Da der Zufall kräftig in den Kämpfen mitmischt, sollte man oft von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, auch wenn die Auseinandersetzungen nicht übermäßig lange dauern (viele Schlachten sind nach spätestens einer halben Stunde gegessen). Um den Einstieg in die komplexe Wanzerführung zu erleichtern, werden neue Aspekte, wie zum Beispiel das Upgraden oder Einkaufen in Shops ausführlich anhand von Beispielen erläutert, bevor ihr selbst zur Tat schreiten dürft. Sind noch Fragen offen, dann werden diese im ausführlichen Tutorial geklärt.

fazit

"Front Mission 3" gehört ohne Zweifel zu den besten Strategiespielen mit einer Portion Rollenspiel, das ihr zur Zeit für die PlayStation bekommen könnt. Dank zweier unterschiedlicher Handlungsstränge die ideale Kost für lange Winterabende.

Eine interessante Story, das virtuelle Internet und die vielfältigen Möglichkeiten an euren Wanzern herum zu spielen werden euch neben den anspruchsvollen Schlachten lange vor den Fernseher fesseln. Wurde auch Zeit, dass endlich mal ein "Front Mission" Ableger offiziell in Deutschland erscheint. Ein Genuss, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet (sag).


grafik: 7.5 | sound: 6.5 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.0
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