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Halo 2

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Bungie, Microsoft
Genre: Ego-Shooter
System: Xbox, PAL-Version
Besonderheiten: komplett deutsch; unterstützt Xbox Live u. System Link; auch als Limited Edition erhältlich
USK (ESRB): Geeignet ab 16 Jahren
Spieler: 1 - 16
Testmuster von: eigene Anschaffung

Der Master Chief ist zurück. Im Kampf gegen die außerirdische Allianz hatte er im ersten Teil des Ego-Shooters die Ringwelt Halo zerstört. Von den Außerirdischen als religiöses Symbol verehrt, war Halo in Wirklichkeit eine riesige Massenvernichtungswaffe, die einmal aktiviert alles Leben in der Galaxis hätte auslöschen können. Mit dessen Zerstörung hat sich der über zwei Meter große, genetisch aufgepeppte Elitekämpfer in der Allianz keine Freunde gemacht. Ganz im Gegenteil ...

Der zweite Teil des Ego-Shooters nimmt seinen Anfang in den orbitalen Verteidigungsanlagen der Erde. Die Feier zur Rückkehr des Master Chiefs von seiner erfolgreichen Mission wird jäh von der Ankunft einer Allianz Flotte unterbrochen. Die handfesten Dienste eures Helden sind wieder gefordert um die Invasion zurück zu schlagen. Dabei macht ihr erst einmal Bekanntschaft mit der im Vergleich zum Vorgänger veränderten Waffenphalanx der Marines. Zoomen mit der Pistole? Nicht mehr möglich. Das alte Sturmgewehr? Ersetzt durch eines mit Zoomfunktion, welches Feuerstöße von je drei Schuss von sich gibt. Neu hinzu gekommen ist eine Maschinenpistole mit schneller Feuerrate bei relativ großer Streuung und deftigem Rückstoß. Wie im erfolgreichen Vorgänger führt ihr wieder maximal zwei Waffen gleichzeitig und zwei Granatenarten mit euch (Splittergranaten der Erdstreitkräfte und außerirdische am Ziel haftende Plasmagranaten).

Halo 2 Xbox

Sagte ich maximal zwei Waffen? Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Todbringer, die ihr lediglich einhändig betätigt, führt ihr, wenn ihr wollt, bunt gemischt sowohl in der linken als auch in der rechten Hand ins Gefecht. Das kann die Magnum Pistole in der linken und das Plasmagewehr in der rechten sein oder der Nadler und ein Maschinengewehr. Probiert einfach verschiedenste Kombinationen aus um herauszufinden, welche euch am effektivsten die Gegner vom Hals hält. Ihr feuert sie getrennt über den linken und rechten Schulterbutton ab. Zwei Nachteile hat das Ganze. Habt ihr beide Hände voll, ist es Essig mit dem Werfen von Granaten. Eine dritte Hand ist eurem Master Chief trotz genetischer Aufwertung schließlich nicht gewachsen. Außerdem teilt ihr mit zwei Waffen im Nahkampf nicht mehr mit dem Kolben aus. Erst wenn ihr euch einer Wumme entledigt habt, klappts auch wieder mit Granaten und Infight. Als Entschädigung ergeben sich neue taktische Möglichkeiten durch die unterschiedlichen Kombinationen der Faustfeuerwaffen.

Alle Hände voll
In den ersten Level begegnen euch überwiegend alte Bekannte. Ihr liefert euch Feuergefechte mit den kleinen vorlauten Grunts, erwehrt euch der gefährlichen Elites oder greift die wie mittelalterliche Ritter Schilde vor sich hertragenden Schakale an. Später erweitert sich die Palette eurer Gegner um Elites mit Jetpacks, die Sniper-Schakale, die vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden eminent gefährlich sind, die flugfähigen insektenähnlichen Drohnen oder die an Wookies erinnernden gelegentlich mit einem Granatwerfer schwer gerüsteten Brutes. Auch die Flood Aliens - eine mit der Allianz verfeindete Spezies - und die mächtigen Jäger Krieger haben wieder ihren Auftritt. Nachdem ihr die erste Angriffswelle der Covenants erfolgreich abgewehrt habt, kommt eine Überraschung auf euch zu: Ihr schlüpft in die Haut eines Elite Kriegers der Allianz. Fortan erlebt ihr das Abenteuer nicht nur als Master Chief, sondern auch als bei der Verteidigung der Halo Ringwelt gescheiterter Allianz Befehlshaber, der sich wieder als Kämpfer betätigt.

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Spätestens als Elite macht ihr nähere Bekanntschaft mit neuen Allianz Waffen, wie einem Karabiner, einem Alien-Scharfschützengewehr oder dem mächtigen Plasmaschwert. Mit dessen Energieklinge streckt ihr auch größere Gegner mit ein, zwei Hieben nieder. Ansonsten entdecken Halo Fans Gewohntes: Das Plasmagewehr schultert ihr unter anderem ebenso wieder wie den Nadler, der kleine Energienadeln verschießt. Landet ihr mit acht dieser kleinen, spitzen Projektile im Ziel, werdet ihr mit einer kleinen Explosion belohnt. Als sehr effektiv gegen Elites und Co erweist sich wieder die Plasmagranate. Sie haftet nicht nur an eurem unglücklichen Opfer sondern zu eurem Schrecken gelegentlich auch mal an eurem Alter Ego, wenn sie zum Beispiel von Grunts zielsicher geworfen werden. Ein weiteres nettes Extra eures Elites: Er kann sich für kurze Zeit unsichtbar machen. Ideal um sich ungesehen von hinten anzuschleichen und den Gegnern mit einem Streich des Plasmaschwertes den Gar aus zu machen.

Das neue Schutzschild
Wie der Master Chief setzt euer Alienkämpfer auf ein verändertes Schildsystem zur Verteidigung. Schützte euch im ersten Teil neben einem Energiefeld noch zusätzliche Lebensenergie, die ihr im Vorgänger durch Heal-Packs wieder auffrischen konntet, müßt ihr euch in Halo 2 ausschließlich auf das Energieschild verlassen. Ist das Schutzfeld nach einigen Treffern komplett futsch, solltet ihr euch schleunigst in einer Ecke verkriechen, wollt ihr nicht nach ein, zwei weiteren Treffern (je nach Schwierigkeitsgrad) wieder vom letzten Kontrollpunkt beginnen. Kleiner Trost: Das Schild baut sich viel schneller wieder auf als im Prequel. Vorsicht ist aber immer ein empfehlenswerter Begleiter, da das Schutzfeld nur wenige Treffer absorbiert. In höheren Schwierigkeitsgraden reicht schon ein Streich eines Plasmaschwertes oder ein Treffer eines Scharfschützen um euch über den virtuellen Jordan zu schicken.

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In vielen Abschnitten begleiten euch KI gesteuerte Marines oder Allianz Truppen. Sie sind gerade in höheren Schwierigkeitsgraden eine willkommene Feuerunterstützung. Konkrete Befehle ausgeben ist zwar nicht möglich. Doch nehmen sie recht akkurat eigenständig eure Gegner unter Feuer. Geht euch die Munition aus, was je nach verwendeter Wumme und individuellen Zielkünsten erschreckend schnell passieren kann, bedient euch der Waffen eurer Kumpel. Sie hinterlassen nicht nur bei ihrem Ableben ihre Bleispritzen, sondern geben sie euch auf Wunsch auch schon zu Lebzeiten. Anders herum: Wenn ihr noch durchschlagendere Unterstützung wollt, wäre es angebracht eure Mitstreiter mit stärkeren Waffen auszurüsten. Zumal eure Verbündeten trotz heftiger Feuergefechte keinerlei Probleme mit ausgehender Munition haben.

Scorpion, Banshee, Ghost und Co.
Auch in den Gefechten in fahrbaren Untersätzen bewähren sich eure KI Kollegen. Egal ob ihr euch hinter ein Maschinengewehr klemmt in einem von einem KI Marine ordentlich gesteuerten Buggie oder in einem Scorpion Panzer mit aufgesessenen Soldaten herum tuckert, die Ziele selbsttätig treffsicher ins Visier nehmen. Großartige Aussetzer bei der künstlichen Intelligenz sind mir keine unter gekommen. Selbstredend stehen auch wieder Banshee und Ghost zum Einsatz bereit. Bei der Steuerung gibt es bis auf den sich jetzt nicht mehr so nervös lenkenden Warthog der Marines keine Änderungen. Auch die Bewaffnung ist dieselbe wie im Vorgänger. Dafür haben Banshee und Ghost neue Tricks auf Lager. Eine Banshee weicht gegnerischem Beschuss durch Rollen aus. Der Ghost verfügt über einen zusätzlichen Geschwindigkeitsboost. Fahrer schießt ihr nicht nur gezielt aus ihrem Sitz, sondern werft sie geschickt mit eigenen Händen aus dem fahrenden oder fliegenden Untersatz, wenn ihr es schafft euch auf der Motorhaube des Gefährtes fest zu krallen.

Halo 2 Xbox

Bei der Grafik gehört Halo 2 zu den Highlights auf der Xbox. Zwar können die Charaktere nicht mit der Pracht der "Chronicles of Riddick" Protagonisten mithalten. Dafür gefallen die detaillierten und optisch abwechslungsreich gestalteten Kampfschauplätze in Bungies neuem Shooter. Natürlich kämpft ihr euch auch wieder durch diverse Räumlichkeiten. Doch die grau in grau gehaltenen, kaum unterscheidbaren Innenlevel des Vorgängers gehören der Vergangenheit an. In einigen Abschnitten wird eine riesige Weitsicht geboten, wenn ihr zum Beispiel auf der orbitalen Verteidigungsstation im Hintergrund die Allianz Kriegsschiffe auf Angriffskurs Richtung Erde fliegen seht. Dabei kommt die Action auf dem Bildschirm nie auch nur ansatzweise ins Ruckeln, egal ob ihr nun alleine zugange seit oder zu zweit im Splitscreen das Abenteuer kooperativ angeht. Außerdem haben sich die Macher von Bungie etwas besonderes ausgedacht: Es kommt nie zu nennenswerten Ladepausen. Zwar dauert es beim Einstieg etwas, bis ihr loslegen dürft. Danach gibt es durch geschicktes Streaming und einigen kleinere Tricks beim Levelaufbau keinen Ladescreens mehr, die eure Ballerei unterbrechen.

Prächtige Optik mit kleinen Haken
Die Grafikpracht hat aber ihren Preis. Die detaillierten Texturtapeten der meisten Objekte werden erst recht spät eingeblendet, so dass ihr vor allem bei den in Spielegrafik gehaltenen Zwischensequenzen plötzlich ins Bild ploppende Detailtexturen zu sehen bekommt, wo vorher nur niedrig aufgelöste zu sehen waren. In den Kämpfen passiert das zwar auch. Doch da seit ihr mit anderen Dingen beschäftigt, so dass ihr dies in der Regel erst in Kampfpausen bemerken werdet. Durchwachsen zeigt sich die deutsche Sprachausgabe: Zu wenig engagiert plappern die deutschen Sprecher ihre Texte herunter. Auch wollen einige wenige Stimmen nicht so ganz zu den Akteuren passen. Dafür ist die Musikuntermalung mit seinen wuchtigen orchestralen Klängen in Verbindung mit rockigen und poppigen Rythmen wieder eine Ohrenweide.

Neben dem kooperativen Modus via Splitscreen (nicht online!) und der System Link Option bietet Halo 2 nun auch Onlinegefechte via Xbox Live. Damit ihr euch auch von den anderen Kämpfern abheben könnt - schließlich geht ihr grundsätzlich entweder als Master Chief oder als Elite Kämpfer ins Gefecht - dürft ihr euren Protagonisten umfangreich im Aussehen individualisieren. Zu den Mehrspielermodi des Vorgängers -selbstredend wieder mit diversen Deathmatch und Capture the Flag Varianten - sind neue hinzu gekommen, wie Assault oder Territories. Auch die seit Xbox Live 3.0 zur Verfügung stehende Unterstützung von Clans bietet Bungies neuer Ego-Shooter. Einziges Manko: Computergesteuerte Bots sind nicht vorhanden, so dass ihr die Mehrspielermodi nicht offline alleine trainieren könnt.

Bitte beachten:
Da ich nicht über Xbox Live verfüge, ist in meine Wertung ausschließlich der Spielspaß eingeflossen, den ich offline mit meinem Exemplar von "Halo 2" hatte.

fazit

"Halo 2" ist wie schon der Vorgänger ein geradliniger, adrenalinfördernder Ego-Shooter. Herausfordernde Gegner, abwechslungs- und detailreiche Locations und eine exzellente Optik mit lediglich minimalen Schönheitsfehlern erfreuen das Spielerherz verwöhnter Actionfreunde. Die kleinen aber feinen Veränderungen bereichern das spannende Geschehen sinnvoll. Kommt doch vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden durch die Neuerung der zwei Faustfeuerwaffen eine kleine taktische Komponente mit ins Spiel. Feuere ich lieber nur mit einer Waffe um mir die Chance auf Granateneinsatz nicht zu nehmen oder mache ich mit gleich zwei Wummen die Gegend unsicher?

Im Grundsatz ist spielerisch allerdings alles beim Alten geblieben. Ihr schießt euch entweder als Master Chief oder Allianz Elite durch immer wieder neu auftauchende Allianz oder Flood Gegnerhorden auf der Suche nach dem Levelausgang. Gelegentlich ballert ihr euch mit einem Banshee, Panzer oder Ghost durch die Gegend, in einigen Abschnitten unterstützt von verbündeten Kräften. Das mag alles nicht sonderlich innovativ sein, ist aber dank direkter Steuerung mitsamt gut funktionierender Zielhilfe spielerisch erstklassig inszeniert. Was für Offline-Solisten wirklich Schade ist (neben fehlender Bots im Mehrspielermodus), ist der mit 11 bis 15 Stunden (je nach Schwierigkeitsgrad) nicht sonderlich große Umfang und der unbefriedigende Schluss. Aber Schwamm drüber, dafür sind die Gefechte einfach zu mitreißend in Szene gesetzt (sag).


positiv:

  • mitreißende Feuergefechte
  • exzellente Joypadsteuerung
  • umfangreiche Xbox Live Modi
  • audiovisuell herausragend
  • Kooperationsmodus im Splitscreen
negativ:
  • etwas kurze Kampagne
  • keine Bots im Mehrspielerteil
  • Detailtexturen erst spät eingeblendet


grafik: 9.5 | sound: 9.5 | gameplay: 9.0 | gesamt: 9.5
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