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Vib Ribbon

geschrieben von Andreas Wende

Hersteller: Sony
Genre: Musikspiel
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: eigene Audio CDs verwendbar
USK (ESRB): keine Altersbeschränkung
Spieler: 1
Testmuster von: Handel

"Parappa the Rapper" und "UnJammer Lammy", den beiden ungewöhnlichen Musikspielen die auch hierzulande zumindest Achtungserfolge erzielen konnten, folgt ein neues Musikspiel aus gleichem Haus. Wer allerdings Ähnliches erwartet, liegt voll daneben, denn gegen "Vib Ribbon" sind Parappa & Co der reinste Mainstream.

Vib Ribbon ist schnell erklärt: Ein hingekritzelter monochromer Hase läuft ein ebenso hingekritzeltes Band entlang, auf dem je nach Musik bis zu zehn verschiedene hingekritzelte Hindernisse auftauchen, die durch rechtzeitiges Drücken von vier Tasten - L1, L2, X, Unten-, bzw. einer Kombination aus je zwei davon überwunden werden müssen. Je nachdem wie erfolgreich man diese Aufgabe absolviert, wird Vibri entweder zum punktesammelnden Supervibri, oder er entwickelt sich zurück und wird erst zum hingekritzelten Frosch und dann zum hingekritzelten Wurm, bevor schließlich das Game Over erscheint.

Zur Verfügung stehen drei Schwierigkeitsgrade und sechs vorgegebene, sehr schnell durchgespielte Songs. Der eigentliche Gag des Spiels liegt deshalb auch in der Möglichkeit mit jeder beliebigen Audio CD immer wieder neue Vib Ribbons entstehen zu lassen. In der Praxis sieht das dann so aus:

First Track
Eminem - The Real Slim Shady

Ich starte vorsichtshalber mit dem leichtesten Schwierigkeitsgrad Bronze und siehe da, nur die vier Grundmotive tauchen auf. Jedesmal ein einfacher Tastendruck, das ist wirklich einfach. Beim zweiten Versuch auf Silber startet ein sog. Speedspiel. Durch möglichst fehlerfreies Überwinden der Hindernisse soll Vibris Geschwindigkeit bis zu einer vorgegebenen Zielmarke steigen. Die Hindernisse kenne ich aus dem ersten Versuch, die Geschwindigkeit moderat erhöht, alles kein Problem. Auch auf Gold, der letzten Stufe startet wieder ein Speedspiel, außer der höheren Zielvorgabe und etwas höherer Spielgeschwindigkeit bleibt alles gleich. Mir fällt auf, daß auf dem Vib Ribbon keinerlei Unterschied zwischen Text und Refrain sichtbar war.

Second Track
Faith No More - What A Day

Wenn Amerikas weißer Ausnahme-Rapper das Ribbon nicht auf Tour bringt, versuchen ich es halt mit einer fetten Dosis Crossover. Und die Rechnung geht auf: Schon auf Bronze bietet das Game die ganze Palette der zehn verschiedenen Hindernisse auf. Das Vib Ribbon hat tatsächlich den Unterschied bemerkt, keine zwei Minuten und Vibri ist erledigt und das Spiel ist aus. Silber und Gold erspare ich mir und dem Kritzelhasen. Wenn Faith No More so abgehen, was passiert dann erst bei den Klanggewittern von Mr. Bungle?

Third Track
Fury in the Slaughterhouse - Do You Feel

Die Überraschung: Völlig unerwartet angesichts des sanften Liedanfangs ändert das Ribbon diesmal die Präsentation der Hindernisse. Vibri läuft nicht auf langsam näherkommende Hindernisse zu, diesmal entstehen sie aus einem Haufen Gekritzel unterhalb der Lauflinie. Erst im letzten Augenblick bauen sie sich vor Vibri auf, noch dazu in heftiger Dreierkombination. Ich bin fasziniert, unfähig einzugreifen und ruckzuck ist das Spiel vorbei. Vibri weint! Fury heftiger als FNM: Erkennt Vib Ribbon wirklich, was gespielt wird?

Fourth Track
Deichkind - Was der Anlass

Das extrem smoothe zwanzig Sekunden Intro müßte bei halbwegs korrekter Erkennung regelrecht einschläfernd auf das Ribbon wirken. Fehlanzeige! Die Hindernisse werden ähnlich präsentiert, wie beim Fury-Track und gehen schon auf Bronze ultra heftig ab. Wie immer das Programm die Hindernisse generiert, der Bezug zur Musik kann nur sehr grob sein! Mir fehlt eine Tastenkombination, ich will im Booklet nachsehen und pausiere das Spiel. Statt auf mich zu warten, bricht das Spiel komplett ab. Die Möglichkeit, eine ganze Audio-CD durchzuspielen, wird dadurch nicht unbedingt verlockender! Mal ganz davon abgesehen, daß mir die unruhige Kritzelgrafik inzwischen schwer auf die Augen geht.

Fifth Track
Fury in the Slaughterhouse - Do You Feel - Zweiter Versuch

Um vielleicht etwas mehr über das Vib Ribbon zu erfahren, habe ich sein Gedächtnis gelöscht und das Programm erneut geladen. Siehe da: Sobald das Spiel wieder läuft, erscheinen zu den ersten Takten exakt die gleichen Hindernisse, wie beim ersten Versuch! Um zu testen wie Vib Ribbon auf den ähnlichen Song Are You Real reagiert wähle ich den ersten Track an, doch Vib Ribbon erkennt ihn nicht und spielt stattdessen wieder Do You Feel. Alle weiteren Versuche sind zwecklos, offenbar hat das Spiel Probleme mit dem Multimedia Part der Fury CD.

Finale
Mr. Bungle - Carousel

Zum guten Schluß kann ich mir dann doch den Extrem Crossover von Ex FNM Frontman Mike Patton, inklusive der Soundsamples des legendären Funhouse Flippers, nicht verkneifen. Ich weiß selbst nicht mehr, was ich eigentlich erwartet habe, aber von allen getesteten Tracks ergibt dieser das spielbarste Ergebnis! Nicht zu schwer und nicht zu leicht kommen alle denkbaren Hindernisse vor, übersichtlich und in moderater Geschwindigkeit. Auf die im Song häufig vorkommenden tonalen und rythmischen Veränderungen reagiert das Ribbon fast schon erwartungsgemäß, nämlich überhaupt nicht!

Nachtrag
Manu Chao - Bongo Bong

Alle Augenproblemen zum trotz hat die tolle Spielbarkeit des Mr. Bungle Titels meine Lust auf Vibri neu entfacht. Aber bitte langsam und gemütlich, eben smooth wie der King of the Bongo. Ich bin relaxt, das Spiel startet und...? Aberwitzige Kombinationen jagen auf Vibri zu, die bisherige Höchstgeschwindigkeit wird mühelos getoppt, ich kann gar nicht mehr hinsehen, geschweige denn Vibri irgendwie helfen!
Das Vib Ribbon ist außer Rand und Band, nach fünf Jahren PlayStation erkenne ich endlich den Sinn der Epilepsie Warnung im Booklet und zehn Minuten später drücke ich Masaya Matsuras fieses kleines Monochrom-Musik-Spektakel meinem Verleiher in die Hand und suche für immer das Weite...

fazit

Keine Frage: Grafisch ist "Vib Ribbon" völlig indiskutabel! Vergleichbares entsteht täglich hunderttausendfach auf Notizblöcken neben irgendwelchen Telefonen. Einen gewissen Charme möchte ich "Vib Ribbon" trotzdem nicht absprechen.

Einzig zwei Sachen stören mich an diesem, aus bis ins Jahr 1993 zurückreichenden Programm Libraries zusammengeschusterten Musikspiel: Da wäre zum einen die Tatsache, daß Vib Ribbon auf unterschiedliche Musik nur nach sehr groben Vorgaben (langsames Lied, wildes Ribbon) reagiert und Veränderungen innerhalb eines Tracks komplett ignoriert, zum anderen der Umstand, daß für dieses Spiel tatsächlich Geld verlangt wird! Wie Sega Swirl gehört Vib Ribbon eher als Bonus auf die offizielle Demo CD, als in die Verkaufsregale!

Fazit: Absolute Freakware! (aw)


grafik: 2.0 | sound: 4.5 | gameplay: 5.5 | gesamt: 5.0
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