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Tenchu 2: Birth of the Stealth Assassins

geschrieben von Sascha Gläsel

Hersteller: Sony Music Entertainment (Japan) / Activision
Genre: Action
System: PlayStation, PAL-Version
Besonderheiten: benötigt Memory Card (min. 1 Block); unterstützt Dual Shock; komplett deutsch; kein Blut
USK (ESRB): ab 16 Jahren
Spieler: 1
Testmuster von: Activision

Ninja. Sagenumwobener Geheimbund - Schattenkämpfer, die aus dem Hinterhalt blitzschnell und gnadenlos den Tod in die Reihen ihrer Feinde bringen. Ende 1998 bereits veröffentlichte Activision mit "Tenchu" ein Spiel, bei dem ihr in die Haut eines solchen Einzelkämpfers schlüpfen durftet, um heimlich still und leise diverse Missionen im mittelalterlichen Japan zu bestehen. Nach gut zwei Jahren liefert Activision mit "Tenchu 2 Birth of the Stealth Assassins" den Nachfolger ab.

Selbstredend ist euer virtuelles Alter Ego auch hier wieder Mitglied einer Ninja Gemeinschaft, den Asuma Ninjas. Zu Beginn habt ihr die Wahl entweder Rikimaru oder die junge Ayame durch je knapp ein Dutzend Missionen zu begleiten. Einen dritten Charakter spielt ihr noch frei. Die Ninja unterscheiden sich nicht nur in der Bewaffnung voneinander, Ayame zum Beispiel führt zwei Kurzschwerter Rikimaru ein Katana ins Gefecht, sondern müssen leicht variierende Aufgaben mit unterschiedlichen Bossgegnern bestehen. Das Prozedere ist dabei eigentlich immer dasselbe: Möglichst unentdeckt ein Gebiet durchqueren bis ihr zu einem Oberboss kommt und dabei diverse Gegner aus dem Hinterhalt ausschalten. Je nach Mission begegnen euch unter anderem reguläre Soldaten, Mitglieder von Räuberbanden oder einer konkurrierenden Ninja Sekte. Schließlich wird euer Geheimbund nicht nur in die Auseinandersetzungen um die Macht in Japan herein gezogen sondern hält auch noch schützend ihre Hand über die eigenen Dorfbewohner.

Meucheln aus dem Hinterhalt
Das Geschehen wird in typischer Third-Person Ansicht, wie in der bekannten "Tomb Raider" Serie, präsentiert. Geschickt nutzt ihr Gebäude, Zäune, Felsen oder Anhöhen um euch für eure Feinde unsichtbar anzuschleichen. Eine unschätzbare Hilfe ist euch dabei ein sechster Sinn der Ninja, der aus jahrelangem Training resultiert. Auch wenn ihr eure Opfer noch gar nicht sieht, schätzt euer Schattenkämpfer anhand von Geräuschen ab, wie weit der Feind noch entfernt ist. Visualisiert wird dies durch eine Anzeige am linken unteren Bildschirmrand, die von 0 (weit entfernt) bis 100 (ganz nah) reicht. Außerdem informiert euch ein Symbol, ob ihr euch in der Sichtlinie eines anderen Kämpfers befindet, der sich bei einer Entdeckung auch prompt furchtlos auf eure Verfolgung begibt. Da ein offener Kampf nicht die Domäne eures Alter Egos ist, wartet lieber, bis euch euer Opfer den Rücken zudreht um dann blitzschnell von hinten mit einem gezielten Schwertstreich zuzuschlagen. Gelingt das Anschleichen in Perfektion, wird das Meucheln in einer wenige Sekunden dauernden Sequenz (in Spielegrafik mit verwaschener Optik) gezeigt.

Ein dicker Haken hat die Sache aber. Die beschränkte Sichtweite. Damit der Bildaufbau nicht ins Stottern kommt, wird die Sichtweite durch eine künstliche Nebelwand beschnitten. Das hat den negativen Effekt, dass ihr in einigen Abschnitten unter Umständen einige Wachen erst relativ spät zu Gesicht bekommt. Pech, wenn diese gerade in eure Richtung schauen und euch dabei dann auch noch prompt entdecken. Da hilft nur noch schnell den Rückzug antreten, bis sich die Aufregung gelegt hat.

Vielfältige Tötungswerkzeuge
Neben einer scharfen Klinge verfügen eure Ninja Kämpfer noch über allerlei anderes nützliches Zubehör. Aus der Entfernung schlagt ihr mit Wurfmessern oder vergifteten Pfeilen aus einem Blasrohr zu. Aufdringliche Genossen haltet ihr euch mit Fußangeln oder Rauchbomben von der Pelle. Eure Standardausrüstung enthält darüber hinaus einen sehr nützlichen Enterhaken, mit dem ihr Hausdächer oder Anhöhen locker erklimmt. Fast alle Sachen müßt ihr in den verschiedenen Leveln erst einmal aufspüren in dem ihr alle Ecken gewissenhaft abklappert oder die Leichname eurer Opfer einer näheren Untersuchung unterzieht. Ist eure Gesundheit durch Begegnungen mit euren Gegnern einmal angeschlagen, päppelt euch ein Heiltrank wieder auf. Allerdings ist Vorsicht angebracht. Wenn sich euer Ninja gerade den Trank hinter die Binde kippt, ist er für einige Sekunden ein leichtes Opfer. Besonders in Endgegnerduellen ist das Verabreichen eines Heiltrankes eine heikle Sache.

Zwei weitere Eigenschaften von "Technu 2" trüben den Spielspaß etwas. Gebt ihr bei einem Bossgegner am Ende eines Levels den Löffel ab, müßt ihr den kompletten Level (!) noch einmal von vorne beginnen. Zu allem Überfluß ist auch alle Ausrüstung (bis auf die Waffe und den Enterhaken), die ihr mit euch geführt habt, weg. Zwar könnt ihr euch in einem Waffenarsenal mit Nachschub versorgen, doch ist die vorhanden Menge recht knapp und wird nach jeder erfolgreichen Mission nur minimal wieder aufgefüllt. Scheitert ihr immer wieder an einem Level und habt euch vorher aus eurem Lager zum Beispiel mit Heiltränken oder Rauchbomben bedient schrumpft euer Vorrat in Nullkommanichts auch mal auf Null. Gerade für den Gelegenheitsspieler eine dumme Sache die zu einigen Frusterlebnissen führt.

Kleinere Mängel inklusive
Erschwerend kommt hinzu, dass die Steuerung etwas hakelig und ungenau ist. Im normalen anschleichen-und-von-hinten-zulangen Leben fällt dies so gut wie nicht ins Gewicht. Erst wenn es zu offenen Kampfhandlungen kommt (also vor allem bei den Endgegnerduellen oder wenn ihr entdeckt wurdet), wirkt sich die hakelige Steuerung negativ aus. Richtig auf den Gegner ausrichten und ihn so zu attackieren, dass der Schwerthieb im Ziel landet und ihr nicht an eurem Gegner vorbei getrieben werdet, erfordert einige Übung und ist auch dann nicht immer zur vollsten Zufriedenheit zu regeln zumal die Kameraführung in mancher Ecke den Überblick vermissen läßt.

Ansonsten ist die Kameraführung aber ohne Fehl und Tadel. Besonderer Gag: Euer Ninja kann sich eng an eine Wand schmiegen und sich langsam am Mauerwerk entlang schleichen. Kommt ihr so zum Beispiel an einen Durchgang und habt euch neben den Türpfosten vorgetastet, macht die Kamera einen Schwenk, so dass ihr seht, was sich hinter dem Durchgang abspielt, ob dort zum Beispiel eine Wache seinen Patrouillengang macht oder alles frei ist. Zusätzlich könnt ihr aber auch noch per Hand einen Rundumblick tätigen um patrouillierende Soldaten oder Wächter aufzuspüren.

Exzellente Renderfilme
Die eigentliche Geschichte wird in Zwischensequenzen mit ordentlicher deutscher Sprachausgabe vorangetrieben. FMV Filmschnipsel sind dabei die große Ausnahme. Fast ausschließlich im Vor- und Abspann bekommt ihr Renderfilme kredenzt. Diese sind allerdings auf sehr hohem handwerklichem Niveau und können sogar Spitzen-FMV's Marke Square das Wasser reichen. Ansonsten gibt es Zwischensequenzen in Spielegrafik. Diese ist zwar aufgrund der Nebelwand immer flüssig, doch für Besitzer eines Dreamcast oder einer PlayStation2 aufgrund der grobpixeligen Darstellung gewöhnungsbedürftig. Die PlayStation ist halt schon in die Jahre gekommen, so dass ihre Defizite gerade bei 3D Action Titeln immer augenfälliger werden. Die Animationen der Spielfiguren sind aber dank lebensechter Bewegungen gut gelungen. Obwohl es in "Tenchu 2" hart zur Sache geht, haben die Entwickler in der deutschen PAL Version auf die Darstellung von Blut verzichtet. Verständlich, wenn man bedenkt, dass Activison das Spiel so lange wie möglich im freien Verkauf haben will ohne sofort von der BPjS eine Indizierung aufs Auge gedrückt zu bekommen.

Sind alle Missionen gelöst (alle bewältigten Level dürft ihr, wann immer ihr wollt, noch einmal durchspielen, um zum Beispiel einen neuen Highscore oder zusätzliche Ausrüstung für euer Arsenal zu erspielen), ist noch lange nicht Schluß. "Tenchu 2" bietet Möchtegern Leveldesignern noch die Möglichkeit eigene Level auf die Beine zu stellen. Nachdem ihr einige grundlegende Einstellungen, wie die eigentliche Aufgabe (zum Beispiel ein Attentat oder einen Diebstahl), ob mit oder ohne Zeitlimit oder den Ort des Geschehens, festgelegt habt, geht's ans eigentliche Basteln. Auf einem quadratischen Areal plaziert ihr Bäume, Steine, Gebäude, etc. (je weiter ihr im Spiel vorangekommen seit umso vielfältiger die Auswahl). Dann noch die Kämpfer/Wächter eingefügt, ihnen einen bestimmten Patrouillenweg vorgeben und schon kann es los gehen. Einige fertige Szenarios schlummern auf der CD und dienen euch als willkommene Beispiele, wie man es richtig macht. Ihr verewigt eure Level auf der Memory Card und macht sie so auch Freunden zugänglich.

fazit

Der spannenden Atmosphäre, wenn ihr euch langsam, still und leise immer auf die Schritte sich nähernder Wachen horchend durch die verschiedenen Level schleicht, kann man sich schwerlich entziehen. Wenn da nur nicht die diversen Schnitzer wären. Ich hasse es, wenn ich ein ums andere Mal auch dank der hakeligen Steuerung an einem Endgegner scheitere und dann plötzlich den ganzen Level noch einmal ganz von vorne spielen muss. Oder wenn plötzlich der Bossgegner aus meinem Sichtfeld verschwindet, weil die Kameraeinstellung ungünstig ist. Schwamm drüber. Die abwechslungsreichen Missionen mit ihren zum Teil deutlich unterschiedlichen Zielen entschädigen für den ein oder anderen Frust. Über 30 Aufträge, dazu der Leveleditor mit seinen zusätzlichen Szenarios sorgen schließlich für langfristigen Actionspaß (sag).


grafik: 7.5 | sound: 6.5 | gameplay: 7.0 | gesamt: 7.5
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